Warum sind kubanische Zigarren so teuer?

Kuba Flagge
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In Deutschland, Österreich und der Schweiz werden kubanische Zigarren häufig konsumiert, sie gelten als die weltweit besten Zigarren. Insgesamt gehört Deutschland neben Frankreich und Spanien auch zu den wichtigsten europäischen Absatzmärkten für Zigarren, dies geht aus den Zahlen des Bundesverbands der Zigarrenindustrie (BdZ) hervor. 

Die echten Havannas sind auf dem Markt gefragt, darunter insbesondere die Marke Cohiba (inklusive der Luxusserie Behike), Romeo Y Julieta, Montecristo, H. Upmann, Partagas und all die anderen Marken der Habanos SA. Die Preise sind seither drastisch gestiegen, unter Umständen können die Zigarren aus Kuba einige tausend Euro kosten. Doch weshalb sind die kubanischen Zigarren so beliebt? Weshalb sind diese Zigarren auch so teuer?

Jede Zigarre aus Kuba ist Handwerkskunst

Die Zigarren Produkte stammen stets von der staatlichen Firma Habanos S.A., von hier aus findet der Vertrieb in die Welt statt. Bis allerdings der Vertrieb stattfinden kann, finden zuvor circa 500 Arbeitsschritte für jede Zigarre statt. Dies beginnt bei der Aussaat des Tabaks und geht über in die Kontrolle der einzelnen Tabakblätter und schlussendlich zur Zigarrenfertigung durch einen professionellen Torcedor. Der gesamte Herstellungsprozess nimmt ein Jahr in Anspruch.

In jeder Zigarre aus Kuba findet sich aber niemals nur dasselbe Tabakblatt, denn in jeder werden mindestens fünf verschiedene Tabakblätter verarbeitet, diese sorgen für das Aroma. Ein besonders schönes Tabakblatt dient später als Deckblatt und daher für das richtige Aussehen, denn für einen Africinado spielt auch das Optische eine Rolle.

Der Tabak aus Kuba gilt als besonders beliebt, dies resultiert auch aus dem Klima und der Erde, durch diese Gegebenheiten wird der Tabak einzigartig. Obwohl die traditionellen Herstellungsprozesse einfach zu kopieren sind, wird es weltweit keine Produkte geben, die an die kubanischen Zigarren herankommen, meint das Personal vor Ort.

Die Tradition ist insgesamt auch ein wichtiger Baustein, dies wird in allen Produktionsstätten erkennbar. Die Produktion findet weiterhin manuell (in Handarbeit) statt, das ist bei der Zigarrenfertigung generell ein Standard.

Kubanische Zigarrenmarke in einer der beliebten Kisten

Zigarren aus anderen Ländern werden weltweit immer beliebter

Kuba ist aber längst nicht mehr das einzige Land, aus welchem Zigarren mit einer hohen Qualität bezogen werden können. Über die letzten Jahre haben sich neue Unternehmen entwickelt, welche eine hohe Qualität aus Nicaragua, Honduras, Dominikanischen Republik und Brasilien liefern können. Jedes dieser Länder erfreut sich weltweit einer immer größer werdenden Beliebtheit.

Diese Zigarren werden auch als “New World Zigarren” bezeichnet, diese durchlaufen strenge Qualitätskontrollen. Im Gegensatz dazu lassen die Produkte aus Kuba nach. Mitchell Orchant, ein Experte für den weltweiten Zigarrenmarkt sagt, dass in einer 25 Stück Schachtel mindestens drei Zigarren dabei sind, welche qualitativ inakzeptabel sind. Hingegen sind durchschnittlich alle 25 Zigarren aus einer solchen Schachtel aus New World Produktion absolut perfekt.

Selbstverständlich spielt nicht nur die Qualität eine Rolle, sondern der Inhalt. Es finden sich bestimmte Größen, Formen und Alter der Zigarren, jedoch ist auch die Marke nicht unerheblich. Die Marken der Habanos S.A. sind besonders teuer und werden überdurchschnittlich häufig auch gefälscht.

Jede Kiste trägt somit auch eigenes Siegel und werden ausschließlich an bestimmte Importeure den einzelnen Ländern verkauft. Durch diese Strategie soll verhindert werden, dass Fälschungen bei Kunden in Deutschland oder anderen Ländern auftauchen.

Embargo in den USA steigert den Wert aus kubanischer Fertigung

Seit 1962 sind kubanische Zigarren in den USA verboten, seither boomt aber der Schwarzmarkt für geschmuggelte oder gefälschte Erzeugnisse. Das Problem wurde derart prekär, dass seit einigen Jahren es wieder erlaubt ist, dass Reisende Zigarren oder andere kubanische Waren in die USA einführen dürfen. Man geht aber dennoch davon aus, dass mindestens 95 Prozent der kubanischen Zigarren in den USA eine Fälschung sind.

Die Nachfrage nach den Kisten ist dennoch nicht zu bremsen, denn die Zigarren aus Havanna gelten als Statussymbol – die Zigarre strahlt Eleganz und Macht aus. Das hat auch etwas damit zu tun, dass diese als Nonplusultra gelten und sehr bekannte Persönlichkeiten häufig mit Zigarrenmarken aus Havanna zu sehen sind.

Schlechte Tabakernte führte zum Mangel

Einer der ausschlaggebenden Gründe für den hohen Wert ist zum Beispiel die schlechte Tabakernte 2021. Die Tabakblätter waren zu schlecht für die Produktion, weshalb diese unvermittelt entsorgt werden mussten, sofern sie nicht für die Zigarillos noch dienlich waren. Bei Zigarillos gelten nämlich niedrigere Standards, zudem werden diese auch maschinell gefertigt, das ist bei einer Zigarre Havannas undenkbar.

Bei der Habano gibt es aber noch ein anderes Problem, das war die Coronapandemie 2020. Aufgrund dieser Situation wurde die Leistung in den Produktionsstätten heruntergefahren, zudem wurde ein Teil des Personals abbestellt. Die Tabakwaren konnten nicht mehr in der Menge gefertigt werden, um die weltweite Nachfrage zu befriedigen. Das führt auch heute zu einem explosiven Anstieg der Preise für alle Import Ländern.

Gewissen Ländern ist der Preisanstieg aber egal, insbesondere die Kundschaft aus China ringt nach Händler. Hier werden für eine einzelne Zigarre auch Preise jenseits der 700 US-Dollar erzielt, obwohl die unverbindliche Preisempfehlung lediglich bei einem Bruchteil dessen liegt. Die Tabakware wird hier ähnlich stark gehandelt wie seltene Edelmetalle.

Neue Maßnahmen wurden ergriffen

Das Handelsembargo wurde gelockert, seither kam es zu einigen Neuerungen, die wiederum negativ waren für die Verfügbarkeit von kubanischen Zigarren. Wie bereits angesprochen, dürfen US-Reisende nun 100 Havannas zollfrei einführen, dies war zuvor auf 100 US-Dollar beschränkt, dies entsprach dem Wert von drei Cohiba Esplendidos. 

Die kubanische Regierung hat früh verstanden, dass gegengesteuert werden muss, dafür wurde dann seitens der Habanos S.A. ein neuer Mann vorgestellt, dieser soll mit neuen Maßnahmen für Verfügbarkeit sorgen. Es kam unter anderem dazu, dass die Tabakbauern (Vegueros) mehr Geld für den Tabakanbau erhalten. 

Zusätzlich werden neue Plantagen erschlossen, so etwa in Pinar del Rio, sodass die Nachfrage befriedigt werden kann. Allerdings wird es vermutlich noch Jahre dauern, bis die Maßnahmen greifen. Liebhaber können die Tabakware zu teilweise erhöhten Preisen insbesondere bei lokalen Händlern kaufen, in den Onlineshops werden sie meistens schon gar nicht mehr gelistet. Im Laden hat der Händler somit noch beeindruckende Inhalte, um den Kunden zu binden.

Fazit

Die Geschichte zeigt, dass eine mangelnde Verfügbarkeit beinahe ein Standard ist. Die Informationen in diesem Artikel zeigen aber vor allem, dass die Zigarren bestimmt bald wieder in ausreichender Verfügbarkeit parat sein werden, es handelt sich hier nur um eine Frage der Zeit. Wenn Unwetter und dadurch erzeugte Missernte sich nicht legen sollten, kann es noch einige Jahre dauern, bis es wieder zu einer Besserung kommt.

Gentlemanbedarf Redaktion
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